Mittwoch, 24. August 2016

Tag 23

 Die Zeit vergeht dermassen schnell, dass man ihr einfach nicht hinterherkommt.

Jetzt ist schon Tag 23...23 Tage im Fleetstreet Theater Hamburg.

Kurzes Update der letzten Tage: 
Am Sonntag kam Valérie wieder zurück aus Hamburg; es folgt die Übergabe von Silvia an Valérie...viel hat sich getan, in den zwei Wochen, in denen ich in Berliner Studios in flying low Manier über den Boden rutschte...:

Mit Mehl wurde hier in Hamburg experimentiert; mit Kontaktmikrophonen auf Holztischen; mit Bewegungs- und Beschleunigungssensoren auf nackter Haut...und Kopfhörern auf den Ohren der TänzerInnen.

Interessante Videos gibt es für mich zu begutachten...und die ersten Ideen beginnen sich zu formieren, wie so eine performative Anordnung doch konkreter werden könnte.

Wir suchen nach Textinhalten, wie z.B. Nachrichten oder auch Reden, die dann durch den Einsatz der Sensoren während die Tänzer sich im Raum bewegen, verfremdet werden können.

Nunja, nicht allzu lange müssen wir recherchieren; unsere Favoriten lassen sich eigentlich recht schnell finden:

"Thank you. Thank you (Applaus)....Thank you all so very, very much.(Applaus) Thank you. (Applaus) Thank you. (...)"  (Applaus)


"And I mean we...We...and when I mean We, I mean we: We (bewusste gesetzte Pause) are a team!" (Applaus).


Nunja, wir lassen uns von den sehr unterschiedlichen und gleichzeitig ähnlichen Gegnern Hillary und Trump inspirieren, und durchforsten nicht nur die Rethorik ihrer Reden, sondern auch den Einsatz von Körpersprache, Mimik und Gestik. Äusserst interessant, äusserst interessant... . 

(wer hätte das gedacht: ) Donald Trump besticht durch den gekonnten Einsatz von Pausen, Blicken, gezielt gesetzten Handzeichen...Hillary Clinton überzeugt durch eine kühle, distanzierte und sehr professionell wirkende Präsenz; wer schafft es eher, das Publikum für sich zu begeistern? Welche Inhalte werden in den Reden aufgegriffen und auf welche Manier zur Sprache gebracht?

Wir nähern uns nun fiktiven Figuren an, die irgendwie auch etwas mit Trump und mit Hillary zu tun haben, aber irgendwie auch nicht, denn sie sind unsere Kreation; es ist eine absurde Show, die da gespielt wird, eine absurde Show, die die Realität darstellt.  
Unsere Technik verzerrt die Stimmen und Inhalte zu elektronischen Sounds, zu waves and datas, die hart und schrill in unseren Ohren flirren... . Was macht das mit unserem Körper? Mit unserem Habitus, unserem Bewegungsvokabular?

Es entwickelt sich ein interessantes Spiel zwischen Addition und Subtraktion, zwischen Minimierung, Verzerrung und Karikatur.

Heute haben wir begonnen erste Sequenzen in einer performativen Anordnung zu analysieren um sie dann fixieren, festhalten zu können...wir arbeiten auf Samstag hin, dann wollen wir während eines Showings Bestandteile unserer Recherche präsentieren. 

Freitag, 19. August 2016

Tag 16 / Donnerstag

Wir haben uns entschieden, noch etwas mehr Zeit in den Drum Tisch zu investieren. Um im wahrsten Sinne des Wortes nicht nur weiter an der Oberfläche herumzukratzen sondern um hoffentlich ein wenig tiefer in die Geräusche des Materials ein zu dringen. Das ist uns bisher noch nicht zufriedenstellend gelungen. Auch wenn wir nicht sicher sind, wo genau und ob überhaupt irgendwo hin wir kommen werden auf diesem Weg, schlagen wir ihn dennoch ein. Wir wollen ihn gegangen sein.

Es erscheint uns als Grenzgang zwischen dem Realen, dem Fake und der Fantasie. Und wieso nicht mal ganz simpel bei einer Tischplatte aus Holz anfangen.

Hier zwei Experimentieranordnungen, eine hinten im Studio, die andere mit der Glasfront als Trennlinie.

Kompliziert für die Videodokumentation ist hier, dass wir das Bild- und Audiosignal seperat aufnehmen mussten und hinterher wieder zusammenfügen. Da gibt es dann immer wieder ein paar Aussetzer. Und in live ist es natürlich sowieso allemal besser zu Schauen.

Drum Tisch hinten
https://vimeo.com/179434830/cd0825a6df

Drum Tisch vorne
https://vimeo.com/179435672/5e919e74e5

Tag 15 / Mittwoch

Kleiner Nachtrag von letzter Woche. Mit einem Bild von unserem Achsenmännchen, das wir benutzen um uns der x,y,z Achsen der Sensoren zu verdeutlichen. Diese verändern sich nämlich nur, wenn sich die Richtung der entsprechenden Achse in Bezug zum Boden verändert.
Das war für unsere ersten Improvisationen sehr hilfreich.



Mittwoch, 17. August 2016

Tag 14 / Dienstag


Heute haben wir mit dem Kontaktmikrofon herumgespielt und unsere Stimmen durchs Mikrofon und unsere Bewegungen durch den Raum sirren lassen.

Tischrecherche
https://vimeo.com/179191819/cfdf0e1836

Live-Sound Modulieren
https://vimeo.com/179191818/7f58386ea7

Montag, 15. August 2016

Tag 13 / Montag

MULTIMEDIA DER SINNE

Recherchenachmittag zu Was ist eigentlich Synästhesie ?


Synästhesie bezeichnet die Kopplung von normalerweise getrennten Bereichen der Wahrnehmung. Oder anders gesagt, die Vermischung von Sinnesqualitäten. Synästethiker besitzen spezielle kognitive Fähigkeiten die eine spezifische Eigenwelt herstellen.
Griechisch (Syn) Zusammen + (Aisthesis) Wahrnehmung
Z.b Eine Stimme nicht nur hören, sondern sie auch sehen, schmecken oder als Berührung spüren
Z.b. Farbe und Temperatur / warmes Grün
Z.b. Zahlen oder Töne die Farben haben
Z.b. Ein Geschmack, ist mit der Wahrnehmung einer bestimmten Form verbunden

Der Begriff für das Ausblenden bzw. lahmlegen eines Sinnes ist "anästhesieren", wie wir ihn aus der Medizin kennen.

Weitere schöne Umschreibungen für das Phänomen der Synästhesie ist "Multimedia der Sinne", "Crosstalk of the senses".

TED Lesson about Synesthesia:
https://www.youtube.com/watch?v=rkRbebvoYqI


Der Hirnforscher Prof. Dr. Danko Nikolic,  am Max-Planck Institut in Frankfurt, schlägt alternativ bzw. ergänzend zum Begrif Synästhesie die Bezeichnung Ideasthesie vor. Es 
bedeutet Konzepte wahrnehmen oder Ideen spüren. Das heißt, ein abstraktes Konzept wird durch die Begleitempfindung sinnlich erfahrbar. "the term ideasthesia means sensing concepts"

Nikolic's Begriff geht davon aus, dass nicht nur die sensorische Qualität ausschlaggeben ist, sondern auch die kognitive Verarbeitungseben. Die schliesst er aus Untersuchungen die herausfanden, dass (die meisten) „synästhetischen“ Wahrnehmungen an semantische Repräsentationen, also die Bedeutung des auslösenden Konzeptes, gebunden sind.

Auf Basis seines Konzepts formuliert Nikolic diese Definition von Kunst:
"According to the present theory, art happens when the intensities of the meaning produced by a certain creation and the intensities of the experiences induced by that creation, are balanced out. "

         
TED Lesson about Ideasthesia
https://www.youtube.com/watch?v=GIF2tssedLI
Website von Danko Nikolic
http://www.danko-nikolic.com/synesthesia-ideasthesia/
Abstract von Danko Nikolic "Ideasthesia and art"
http://www.danko-nikolic.com/wp-content/uploads/2016/02/Ideasthesia-and-art.pdf



Diese Idee die Nikolic von Kunst formuliert, gefällt mir ganz gut. Wenn ich ins Theater bzw. Performances gehen, will ich auch intensiv den Moment erfahren oder auskosten - kurz gesagt ich will dass es "fetzt" und gleichzeitig will ich auch was zum Drüber Nachdenken. Aber es soll auch nicht zu "verkopft" sein. Also ausbalanciert, finde ich, klingt doch ganz gut.



Und zum Entspannen noch eine binaural Earmassage (Unbedingt mit Kopfhöhrern zu geniessen!)

Und nicht zu ernst nehmen...
https://www.youtube.com/watch?v=MdiN4wIpjiI

Sonntag, 14. August 2016

Tag 11 / Samstag

Today the doors of the studio stayed closed.

Last weekend, our dear Reinhold Wolf reminded us: "Music is moved air" 

Phrases like this are an easy way to understand what synesthetic is about. They are metaphors that invite our senses to conspire or ally in order to enhance an experience. Such phrases allow us also to find the connection points within art disciplines. This particular phrase helped me to figure out an exit to a spiral in which we felt stock into. The past days we were dealing with sound and movement with start and end-points from the musical perspective, mostly from the technical aspect of sound creation and alteration. Our hearing sense was hoarding the space.

For the next week, I want to use the phrase to bring together both perspectives, but allow them to be also independent from each other. Music is moved air, dance is moved air, as poetic or technical this sentence may be read. 

The search for a task in order to move and produce sound, aside from using the sensors and the microphones in space, is still on the air, but this phrase might take us one step closer to an answer. We all agree that the space needs a more concrete organization towards a performative space and far away from a search from the possibilities of the technical equipment we brought with us. The work from last week was definitely important, most of all to achieve a shared knowledge of the context we are working on. For the next two weeks, it will be interesting how the focus tilts towards using what we learned in order to achieve the exchange of sensations with the audience. 



Tag 10 / Freitag
















Wir arbeiteten weiter mit der erweiterte Performancanordnung vom Tag zuvor.
Hier wurden auf dem Signal für den Kopfhörer von Tim verschiedene Texten und Musiken eingespielt:

https://vimeo.com/178792062/c58f5be26e





Tag 9 / Donnerstag

Der Tag war den Raummikros + Soundeffekten gewidmet.
Und wir erweiterten die Anordnung dadurch, dass wir beim Schauen + Hören immer die Kopfhörer anhatten.

Am vormittag suchten wir verschiedene Möglichkeiten für die Kontaktmikros. Dafür war der Beton plus Tanzteppich denkbar ungeeignet. Letzendlich wanderte eins der Mikros an die Heizung als Trigger für Sounds, die Maxi abfeuert.

Nachmittags hatten wir unsere erste Performance-Anordnung fertig.
Den Sound zum Bild haben wir seperat aufgenommen. Das ist das was Tim in der Rolle des Zuschauenden über die Kopfhörer hörte.

Silvia befand sich in der Anordnung bekam auf ihre Kopfhörer ein anderes Signal. Hier liefen Nachrichten und Musik. Ihre Aufgabe war auf die Musik zu improvisieren und immer wieder einzelne Textpassagen oder Worte laut zu sprechen, im Raum oder direkt ins aufgestellte Mikrofon.
Die Raummikros waren zudem aufgestellt und Silvia hatte einen Sensor am Körper, der aber nur zeitweise aktiv war.
Maxi war sozusagen der DJ des gesamten Settings. Er bestimmte was die Zuschauer über ihre Kopfhöhrer an Signal bekommen, wann der Sensor aktiv ist usw. Er konnte hier Ausschnitte von Silvias Nachrichten und Musik einspielen.

Erste Performance Anordnung: https://vimeo.com/178529695/f05ca4101e

Das war für uns ganz ergiebig, weil Silvia erstmal unabhängig bewegungstechnisch agieren konnte und eine klare Aufgabe hatte. Der Sensor reagierte hier sozusagen nur sekundär, gesteuert durch Maxi, nur zeitweise und nicht bewusst von Silvia beeinflusst.

Für uns war das also eine Art Improvisations Anordnung. Es gäbe aber natürlich die Möglichkeit den Ablauf der Events zu timen und aufeinander abzustimmen.
Wir fanden aber auch die Idee spannend die Anordnung zwar zu präzisieren aber im Impromodus zu lassen.
Durch unterschiedliche Samples und Einspielungen könnte hier, bei gleicher, Anordnung und Aufgabenstellung, der Kontext und der Inhalt komplett verändert werden.

Tag 8 / Mittwoch

Wir haben weiter mit dem Phase Vocoder gearbeitet.

Der Phase Vocoder ermöglichst es die Geschwindigkeit beim Abspielen zu verändern ohne die Tonhöhe mit zu verändern. Und andersherum auch. Anschaulich wird das klar, beim Beispiel des Plattenspielers, wenn der langsam gestellt wird, wird der Ton ganz tief. Das wird hier umgangen.

Erste Impros des Tages waren zur polyphonie mit synthethischen Klängen. Zu zweit auf der Bühne mit jeweils einem Sensor. Daraus entstanden mchanisch anmutende Tierchen. Den Videolink dazu kehren wir hier mal unter den Soundteppich...

Weiter gings:
Anstatt vorgefertigte Samples, nutzen wir Live-Aufnahmen am Mikro um damit ein performatives Setting, in dem wir Agieren, herzustellen. Das gleichzeitige Einsprechen und Agieren auf der Bühne war in diesem Moment erstmal wenig ergiebig für uns.



Das von uns Eingesprochene haben wir später weiter verwendet für Impros in denen die Aufgabe entweder eine spezifische Atmosphäre (Psycho Room) oder eine Bewegungsqualität (Re-wind) war:

Psycho Room: https://vimeo.com/178520946/2daf20a356
Re-wind: https://vimeo.com/178520947/52533c5aa2


Dazu kamen später Samples von aktuellen Nachrichten, also aktuelles Weltgeschehen. Hier fanden wir spannend, dass in der Außenwahrnehmung direkt Sinn kreeiert wird, also Inhalt. Das bewegt die komplette Anordnung mehr ins künstlerische, weg vom rein technischen. Dazu suchten wir dann am Donnerstag und Freitag dann noch weiter.

Dann kamen wir zu ein paar Kopf-Choreos mit dem Sensor an der Stirn.
Hiervon eine Impro als Beispiel. Diese war mit dem Bild ein "Rauschen im Kopf" zu transportieren. Hat nicht ganz so geklappt, wie wir uns das vorgestellt hatten, ist aber anyway ganz amüsant...

Weirdo im Sitzen: https://vimeo.com/178520948/cd41e06afe


Beobachtung:
Bei Impros zu zweit waren wir meistens sehr verloren, weil wir keine Aufgabe in Bezug aufeinander hatten. Hier fehlte uns entweder Bewegungsmaterial zu zweit oder eine klare Aufgabe. Alleine war der Bezug bzw. die Aufgabe zum Sensor klarer.
Wir sprachen über die Abhängigkeit bzw. Unabhängigkeit zum Sensor. Bei der Recherche ist Anfang die "what-you-see-is-what-you-get" Suche ganz gut um die Funktion des Sensors zu verstehen. Zum Zuschauen wird es aber schnell langweilig. Hier sind komplexere Anordnungen oder Verfremdungen der Reaktionen des Sensors etwas kurzweiliger.









Dienstag, 9. August 2016

Tag 7 / Dienstag



Morgens:

Spiegelspiel in verschiedenen Variaten
- vorne/hinten
- rechts/links
- oben/unten

Unterschiedliche Optionen
Beziehung zwischen Person A/B (eine Person gibt die Info)
Zum Beispiel:
Person A / Person B
rechts = links
vorne = vorne

unten = unten
rechts = links


Nachmittags:
Fokus mit den Sensoren auf Beschleunigungssensor.
Wir benutzen als Quelle Sprachsamples, mit dem Phase Vocoder bearbeitet.

- Tonhöhe verändert
- Abspielschwindigkeit verändert

Wir benutzten die Achsen x und z der Sensoren:




Wir haben den Computerbildschirm von Maxi mit den Programmierungsparametern an die Wand projeziert. So war es leichter den Pegeln der verschiedenen Sensoren zu folgen.



Beobachtung:
Durch die Worte wir das ganze sehr greifbar, teilweise auch lustig. Der Sound hat hierbei mehr Einfluss auf die Art unserer Bewegung. Durch den sprachlichen Inhalt wird direkt ein Kontext kreeiert und darüber eine Bedeutung.
Hier haben sich Themen für später eröffnet:
Wie empfindlich stellen wir die Sensoren ein?
Wie performativ arbeiten wir in diesem Kontext?


Am Ende gabs noch ein kleines Fotoshooting.

Videolinks:
https://vimeo.com/178221776/57e11de731
https://vimeo.com/178221772/8bf9b6387b
https://vimeo.com/178221770/e37d316735

Tag 6 / Montag




Heute stand der Beschleunigungssensor mit computergenerierten Sounds (Klangsynthese) im Fokus.

Sensor steuert die Dichte (Abstand) der musikalischen Ereignisse:

- Ein einzelner sich nicht in der Frequenz ändernder Ton (Heartbeat)
- Drei Töne (Arpeggio)
- Random Töne in einer Oktave

Unterschiedliche Postitionen am Körper für den Sensor:

- Brustbein
- Hand
- Oberarm

Beobachtung:
Die Notation von Laban ist nicht direkt anwendbar auf unsere Anordnung, da die Achsen der Sensoren immer in Bezug zum Boden messen. Laben geht von den Achsen des Körper aus.


Körperliche Tasks:

Steinspiel/Triggerspiel (Ohne Stein)
- Reaktion auf auditive Trigger (Schnipsen/Klatschen) um Aktionen des Gegenübers zu steuern (zum Beispiel Fallen)



Frage des Abends: Für wen schreiben wir diesen Blog eigentlich?


Beobachtung bezüglich der performativen Anordnung Drinnen/Draussen:
Wir fühlen uns anfangs beobachtet im Glaskasten. Es kommt das Gefühl auf, etwas präsentieren zu wollen oder müssen. Das legt sich aber nach einer Weile.
Die Anordnung ist ein wunderbarer Live-Einblick in den Arbeitsprozess. Sonst wird Publikum oft zu Probenbesuchen eingeladen, sind dann aber quasi gezwungen sitzen zu bleiben.
Hier kann jede/r für sich selbst entscheiden, wie lange zugeschaut wird. Die Anordnung ist für Leute, die bereit sind und Lust haben zu entschleunigen.


Videolinks:
https://vimeo.com/178221630/67348f6211
https://vimeo.com/178221628/b0752d72d9

Tag 4 / Samstag

Heute war der letzte Tag der Vorbereitungen um ab Montag mit unserer performativen Rechercheanordnung "die Türen zu öffnen".

Die Draussen-Drinnen Anordnung vor der Camera obscura steht:


Maxi hat in unserer kleinen Werkstatt die Sensoren fertig gelötet:


Im Training morgens entwickelten wir Spielanordnungen mit spezifischen Regeln und probierten diese zu beschreiben bzw. verständliche Begriffe zu finden. 
Hier begann die erste Diskussion um Achsen, Ebenen und Richtungen. 
Bezogen auf den Körper sowie den Raum. 
Von hier kamen wir auf Labans Raumtheorie sowie Forsythe's Cube.

Eine wunderbare Inspiration für die Beziehung Mathematik/Geometrie und Theater ist für uns das Stück "Quad I + II" von Samuel Beckett:

Freitag, 5. August 2016

Tag 3





Tag 3:

Wir lernen etwas übers Hören; das, was wir heute umgangssprachlich als Ohr bezeichnen ist sozusagen nur die Hälfte der Story. Die äussere Ohrmuschel stellt nur ein Drittel unseres Ohres dar, das aus einer Vielzahl von Nerven, Härchen, Flüssigkeiten, Bögen und gar einem Steigbügel besteht. Interessant ist, dass bevor wir Säugetiere waren, unser Innenohr die Hauptfunktion des Ohres beherbergte: es ist das Instrument einen Sinn für Gleichgewicht und die Verrortung im Raum zu etablieren; als wir noch durchs Wasser schwammen, war es wichtig Oben von Unten zu unterscheiden, und ungefähr zu wissen wo man sich im tiefen Ozean befand. Als wir dann aber an Land krabbelten, eröffnete sich eine ganz neue Welt, eine mit einer ganz anderen Umstandsbestimmung...anderen Konditionen; diese Einflüsse der Umwelt auf den Organismus, der vorher gewohnt war sich durchs Wasser zu paddeln...letztendlich ist das der Auslöser für den Umstand, dass wir heute auf zwei Beinen durch die Welt schreiten. Aber zurück zu diesem Moment des "An Land Gehens": 

Klar, noch immer musste man das Oben von dem Unten unterscheiden, den Sinn für Gleichgewicht brauchte man allemal...aber auf einmal erreichten einen sonderbare Signale, die es überaus sinnvoll erscheinen liessen, diese einordnen zu können, lesen zu können. Schallwellen trafen das sensible Organ, Signale die Informationen in sich bargen. Der Evolution, dem Zauberstab der Natur ist´s zu verdanken, sie hat sich mal wieder selbst übertroffen und ihr Spielfigürchen einen Schritt nach vorne sausen lassen:  Aus dem Ohr, machte sie ein noch komplexeres Ohr. Hierfür nehme man einfach was schon vorhanden ist (ein bisschen Kiefer, ein bisschen Innenohr, ein bisschen Zauberstaub) und siehe da: Ein Mittelohr und ein Aussenohr an den alten Apparat herangesetzt würde für die ein oder andere gerettete Seele sorgen. Hach wenn wir Menschen nur auch immer so schlau wären...aber was soll´s...bleiben wir beim Theme.

Durch diese grandiose Neukonstruktion konnten die Schwingungen und Schallwellen die da von einem Ort zum nächsten flirrten und ständige anpochten, zu tausendfach kamen und kommen sie...sie konnten jetzt gelesen werden! Daten, Informationen, die diese Schallwellen lieferten, konnten ans Nervensystem gesendet werden. Und dies war nützlich denn, nicht selten klang das in etwa so: Jetzt aber schnell, mach hinne! Das ist sicher der Hr. König L., von nebenan, mit dem ists nicht so nett ein Pläuschchen halten...und der saust jetzt gleich mit einem Riesen Satz heran und beisst Dir die Kehle durch, wenn Du nicht hurtig tust, und ans nächste Ende der Prärie rennst...!!!







Ja, also wir, wir müssen ja nicht vorm Hr. Erzfeind davon laufen...deswegen wird es uns manchmal etwas langweilig...und daher lassen wir uns gerne neue Dinge einfallen, z.B. wollen wir genauso schlau oder schlauer als die Natur werden.



Und dieses Prachtstück hier: das: DAS ist unser neuer, wunder-wunderschöner tiefroter Tanzteppich. Er ist wirklich wunderschön. Wirklich.

Da könnt ihr Euch auch selbst vergewissern, am Besten kommt ihr einfach an unserer Tür vorbei, und schaut mal durch unserer Camera Obscura. 
Und lasst Euch ein bisschen von unseren Schallwellen be-tönen. Das könnt ihr ganz gemütlich, so beim Vorbei-schlendern tun...














Ein Stuhl steht immer bereit für Euch...oder auch zwei :) 

Donnerstag, 4. August 2016

Tag 2




1ste Etappe des Tages: Morgendliches Training: Ein Lauf entlang der Michelwiese, nach kurzer Konsultation der Hamburger Stadtreinigung gehts weiter entlang des Venusbergs, an den Fuss des Parks Planten und Blomen; wieder zurück auf die Michelwiese: Parkourtraining die Treppen rauf und runter, springend, auf einem Bein, auf allen Vieren vorwärts und rückwärts. Eine Mauer dient als Gymnastik Bock; Schaukeln werden zum dynamischen Fittnesgerät umfunktioniert.

Zurück im Theater: 

Maxi hat sein Sammelsurium an technischem Equipment ausgepackt; erste Einführung in das Instrumentarium; Brainstorm/Gedankenaustausch; Fragen die aufkommen:

 Computer vs. Körper/Physis: 

- ist/misst ein Computer genauer als der Mensch?  
- Wie subjektiv nimmt man wahr? Heisst, wie sehr sind wir durch die eigene Wahrnehmung in unseren Urteilen beeinflusst? 
- wie sehr färben Emotionen unsere Einschätzungen, Wertungen auch über unsere Sinneswahrnehmung? 

Die auf Maxis Computer angezeigte Schemata könnten an das  Nervensystem des Menschen erinnern. Das menschliche Nervensystem tut eigentlich auch nichts anderes als die Sensoren : Messen.

Immer wieder die Frage: Was ist mit dem ?Synästhetischen Effekt?; wann stellt sich Synästhesie ein? 
vielleicht: Wie können wir eine Anordnung finden, die so einen Effekt herstellt? 


Eine Liste all unsere verschiedenen Sensoren/Messgeräte

- Drucksensoren 2x
- Beschleunigungssensoren 2x
- Flexsensor 1x
- Kontaktmikrophone 3x
- Kondensermikrophone 2x

Mikrophone tun eigentlich nichts anderes als Schwingungen in Strom übersetzten; eine Plattenspielernadel z.b. tut das auch. Es gibt grundsätzlich fünf verschiedene Mikrophone: 
dynamische Mikrophone
Kondensermikrophone
Bändchenmikrophone
Pietzomikrophone
Rohrmikrophone


Wir wollen zwei fundamentale Anordnungen im Theater organisieren:

1.) Raumsetting

Tanzboden 

Mikrophon Aufstellung

Platzierung der Sensoren ?


Teilhabesetting/ heisst: die Gestaltung der Kommunikation zwischen Innen und Außen, zwischen Passanten, Publikum und uns

Camera Obscura

2 Stationen/ Kopfhörer

performative Zuschaueranordnung wird bestimmt durch: tasks oder Infos für die Zuschauer

Fragestellungen / an der Scheibe angebracht / auf Styroporwand mit Stecknadeln anbringen
(Stecknadeln kaufen)

Stuhl rausstellen?

Radio 

2te Etappe des Tages:

Jetzt müssen wir den Tanzboden besorgen; den, der uns freundlicherweise von Andrée, einem Artistenkollegen, ausgeliehen wird; er ist rot, der Tanzboden, wir freuen uns.
Wir haben gestern bei der Recherche in der Materialverwaltung durch einen netten Zufall vier Rollen Messeteppich geschenkt bekommen, er soll uns zur Dämpfung unter dem Tanzboden dienen. Für diese Tour müssen wir uns ein Auto leihen, düsen also zu dritt ans eine Ende der Stadt, mieten uns einen schicken tiefschwarzen Seat Van und fahren zum Moloch, wo die Messeteppiche schon bereitstehen. Dann geht es wieder weiter zum Zirkus Abrax Kadabrax, www.abraxkadabrax.de, jetzt zum anderen Ende der Stadt. Der Zirkus ruht bunt und selig inmitten von Grün neben einem Kindermuseum am Bornheide Weg. Nett ist es da, um die Zelte herum und auch drinnen: alles ist aufgeräumt, es ist Sommerpause. Freudiges Wiedersehen mit Andrée, wir haben uns schon lange nicht mehr gesehen, man tauscht sich ein bisschen aus. Aber wir müssen  weiter, haben noch Tanzboden zu verlegen. Damit wir endlich anfangen können am eigentlichen Projekt zu arbeiten...Oder ist das Teil des eigentlichen Projektes? Macht das nicht auch die Arbeit hier im Fleetstreet Theater aus? Das wir uns jetzt diesen, uns eigentlich fremden Ort,  aneignen? Uns diesen Ort so gestalten, wie er in unsere Arbeit, in unsere Recherche, passt? Oder ist es nicht schon längst so, das uns der Ort hier, diese Stadt, die Strasse direkt vor unserer Tür...beeinflusst...unsere Recherche verändert?  

Das ist ein interessanter Aspekt, finden wir. Uns steht ein Theater zur Verfügung, was ja aber doch mehr ist als Theater; allein dass die Glasscheiben vorne an der Eingangstür die Einsicht der Zuschauer nach innen ermöglichen; das ist kein Guckkasten Theater mehr für uns...das ist ein "Galerie Theater"...da könnte ja ständig eine Performance stattfinden...oder? 

Also, wir wollen sie einbinden, die Passanten, die potentiellen Zuschauer oder Zuhörer, wollen sie in unsere Soundrecherche einbinden, wollen, dass sie hörend von draussen partizipieren können...das Aussen und das Innen, das durch Klang verbunden wird...der Hörsinn der verbindet...vielleicht kann man die Zuschauer ja ERFAHREN lassen, durch das hören, was wir TUN...also durch einen anderen Sinn erfahren lassen, ahnen lassen, was da drinnen vor sich geht? Wie war das mit der Synästhesie?


So irgendwie in die Richtung, ja...aber jetzt müssen wir erstmal unseren Tanzboden legen; und das ist Arbeit, viel Arbeit ...

Mittwoch, 3. August 2016

Tag 1























Tag 1 in der Fleetstreet Residenz Hamburg. Ankommen im Raum. Auspacken. Technikeinführung für Räumlichkeit und Equipment.





















Es folgt eine Besorgungstour durch Hamburg auf der Suche nach einem Tanzteppich und entsprechender Unterlage zwischen Teppich und Beton. Wir lernen die Hanseatische Materialverwaltung kennen - großartiger Ort und Fundus für wirklich Alles: hanseatische-materialverwaltung.de. Dort lernen wir jmd. vom anliegenden Veranstaltungsort Moloch kennen und bekommen mehrere rollen Messeteppich geschenkt.

Erste Überlegungen zur performativen Anordnung für unsere "offene Türen" und der Kommunikation mit dem Laufpublikum während der Recherchephase. Wir experimentieren mit einem Raummikrophon und der Klangqualität der Rezeption über Kopfhörer.
Uns interessiert das Draussen und Drinnen. Ausserhalb des Raumes zu stehen, verstärkt die Distanz zwischen der auditiven und der visuellen Information. Wie können wir das verstärken?
Wir überlegen wie wir diese Grenze zwischen Innen und Aussen - die Fensterscheibe - gestalten können.
Wir würden gerne Kopfhörer für die Passanten draussen vor der Fensterscheibe hängen. Dort kann dem Treiben drinnen gelauscht werden. Wir haben von drinnen die Möglichkeit zu interagieren im Sinne einer one way Kommunikation bzw. Performance nach aussen oder Nicht zu Reagieren und das  "Mithören" einfach geschehen zu lassen.

Mit dieser Anordnung könnten wir später weiter im performativen Setting arbeiten.













Bastelansätze zur camera obscura für die Fensterscheibe
















Abends schauen wir uns die Videosdokumentationen der ersten Recherchen von Maxi in der Tanzfaktur sowie Tim und Valéries 3tägige Bewwegungsrecherche in der studiobühne. Das war im März 2015 - vor mehr als einem Jahr!